Lebenslauf
Kindheit / Jugend
Alexander Gosztonyi (Taufname: Sándor Mária Gosztonyi) wurde am 22. November 1925 in Budapest (Ungarn) geboren. Sein Vater, András Gosztonyi, war Direktor der Wasserwerke in Budapest.
Seine Mutter, Margit Gosztonyi-Czisewski, war wie sein Vater eine starke Persönlichkeit und bestrebt, ihrem ersten Sohn Sándor (ungarischer Name für Alexander) sowie später auch ihrem zweiten Sohn András eine gute Bildung zu ermöglichen.
Während seiner Jugendzeit verbrachte Alexander Gosztonyi (nachfolgend AG genannt) immer wieder viel Zeit bei seinen Grosseltern auf der Margareteninsel bei Budapest an der Donau.
Sein Grossvater war nebst seiner Tätigkeit als Hofarzt auch Arzt bei der Thermalquelle auf der Insel. AG hatte gute Erinnerungen an diese Zeit, wurde er doch auch seitens der Grosseltern sehr gefördert.
Interessant ist, dass AG, obwohl katholisch erzogen, schon damals dank seinen Eltern mit dem Thema der Reinkarnation konfrontiert wurde. AG erinnerte sich an einige spiritistische Séancen mit Medien, die in ihrem Hause stattfanden.
Zudem war seine Mutter offen für Astrologie; sie wurde von einer bekannten Astrologin schon früh darauf aufmerksam gemacht, dass AG später einmal ins Ausland ziehen und Bücher schreiben werde.
AG besuchte vorerst ein katholisches Gymnasium in Budapest. Erwähnenswert ist, dass er während dieser Zeit von Jesuiten angefragt wurde, ob er nicht Jesuit werden möchte, da er hochbegabt sei. Er lehnte jedoch ab, da es sich für ihn nicht stimmig anfühlte.
Nach Abschluss des Gymnasiums begann er an der Technischen Hochschule in Budapest mit dem Studium (Maschinenbauingenieur), musste dieses aber bald wieder abbrechen wegen der Folgen des Zweiten Weltkrieges.
Flucht nach Österreich während des Zweiten Weltkrieges
Bevor die Russen in Budapest einmarschierten, flüchtete die ganze Familie ins Burgenland nach Österreich zu Bekannten, welche dort einen Bauernhof bewirtschafteten. Es ergab sich dann, dass er in Wien Architektur studieren durfte, während seine Familie nach dem Krieg wieder nach Ungarn zurückkehrte, obwohl ihr alles genommen worden war.
Der tiefgläubige Vater von AG wurde dann von den Russen gefangen genommen und erst nach vielen Monaten wieder freigelassen. Über seine Gefangenschaft wollte sich sein Vater nie äussern.
Kuraufenthalt in Davos, Schweiz
Während des Studiums in Wien erkrankte AG an Lungentuberkulose (TB) und wurde 1947 zu seiner Tante (einzige Schwester der Mutter) und deren begütertem Ehemann in die Schweiz gebracht. AG verbrachte in Davos einen einjährigen Kuraufenthalt. Er benutzte dort die Gelegenheit, seine Deutschkenntnisse stark zu verbessern, indem er sich intensiv mit deutscher Literatur beschäftigte.
Studium in Zürich / Einbürgerung
Nachdem er seine Gesundheit wieder erlangt hatte, zog er nach Zürich und studierte Germanistik und Philosophie. Bald einmal merkte er, dass seine Leidenschaft dem Nebenfach Philosophie galt, er machte diese Studienrichtung zu seinem Hauptfach. Seine Verwandten hatten leider kein Verständnis für diesen Wechsel und unterstützten AG nicht mehr, was zur Folge hatte, dass er als Werkstudent seinen Lebensunterhalt selbst verdienen musste.
Es war keine einfache Zeit für ihn, musste er sich nebst dem Studium u.a. mit Nachhilfestunden an andere Studenten über Wasser halten. AG erzählte, wie er nachts oft Zuckerwasser trank, um seinen Hunger zu stillen. Glück hatte er insofern, als er für wenig Geld bei einer „Schlummermutter“ wohnen durfte und ihr dafür strengere Haushaltarbeiten abnahm.
1962 erhielt er das Schweizer Bürgerrecht.
Lehrtätigkeit, psychologische Praxis, Autor
AG promovierte mit seiner Arbeit „Die Struktur des Denkens“ (mit summa cum laude) und erhielt darauf eine Anstellung als Gymnasiallehrer an der „Neuen Schule Zürich“.
In diese Zeit fallen Veröffentlichungen zu den Themen Philosophie, Psychologie, Natur- und Geisteswissenschaft, Religionsgeschichte und Kunst, Publikationen, die von seinem enormen Wissen zeugen.
Ab 1959 führte er eine eigene Praxis mit dem Hauptaugenmerk auf psychologische Beratung. Die Arbeit mit katathymen, inneren Bildern entwickelte sich zur Rückführungstherapie, die später nebst der psychologischen Lebensberatung immer mehr Leute anzog.
Nebenbei wurde er auch damit beauftragt, Eignungsprüfungen mit Kandidaten für die Entwicklungshilfe sowie Spätberufenen für das Theologiestudium vorzunehmen.
Zudem war er von 1976 bis 1980 Dozent für Tiefenpsychologie am Szondi-Institut in Zürich.
Während all der Jahre hielt AG in der Schweiz und in Deutschland Vorträge und leitete Kurse, Seminare und bildete nebst seiner schriftstellerischen Tätigkeit Rückführungsleiterinnen und -leiter aus. (Siehe: „Bücher“.)
Über 45 Jahre Erfahrung in Rückführungstherapie machten ihn weit über die Landesgrenze hinaus bekannt und brachten Tausenden von Menschen wertvolle Lebenshilfe.
Seine Praxis in Zürich-Witikon (1992-2011)
Die Schaffenskraft von AG ist äusserst beeindruckend, arbeitete er doch seit seiner Jugendzeit auch intensiv als Autor und dies bis zu seinem Tod am 6. Oktober 2011.
Persönlichkeit / Heirat
AG war eine charakterstarke, gütige und weise Persönlichkeit, was auch im privaten Leben zum Ausdruck kam. Seine erste und viel ältere Ehefrau aus Deutschland, die er 1954 ehelichte, erkrankte bald darauf an Polioarthritis und starb 1990 nach jahrelangem schwerem Leiden im Alter von 77 Jahren. Obwohl das Berufsleben AG stark in Anspruch nahm, pflegte er seine Frau liebevoll bis zu ihrem Tode.
Viel Licht in sein durchaus nicht einfaches Leben brachte dann seine zweite Ehefrau, vormals Rita Maria Schmid, geb. 1954. Sie unterstützte als junge und lebensfrohe Frau AG mit grosser Hingabe und nahm ihm während mehr als zwanzig Jahren viel Arbeit ab, so dass er sich seiner Passion, dem Schreiben, ungestört widmen konnte. Sie bearbeitete auch seine Manuskripte und schrieb diese ins Reine.
AG war seiner geliebten Frau äusserst dankbar für all ihr Tun und meinte einmal: „Meine Frau prüft mit ihrem kritischen Geist jede Aussage darauf hin, ob sie der Realität entspricht und der dort herrschenden Logik genügt.“
Ausschnitte aus einem Interview mit Rita Maria Gosztonyi nach dem Ableben ihres Mannes:
Wer war Alexander Gosztonyi?
AG war Philosoph, Autor, Psychologe, Lebensberater, Rückführungstherapeut, Lehrer, Theologe, und man kann fast sagen, auch ein christlicher Mystiker...
Er war durch und durch ein Gentleman und ein wunderbarer Ehemann, er lebte vor, was er predigte!
Er war direkt, authentisch, mutig und vertrat sein Weltbild mit tiefer innerer Überzeugung. Er wies mehrmals darauf hin, dass er aufgrund seiner Erkenntnisse und der Verbindung mit der Geistigen Welt nach bestem Wissen und Gewissen seine Erfahrungen weitergeben wolle.
Teresa von Avila, spanische Klostergründerin und christliche Mystikerin aus dem Mittelalter, war sein grosses Vorbild und seine geistige Lehrerin.
Er wollte nichts für sich persönlich in Anspruch nehmen, er wollte ein Menschendiener sein. Er fühlte stark, dass seine Arbeit, die er leistete, seinem Seelenplan entsprach.
Seine konstante Ausrichtung zur lichtvollen göttlichen Geistigen Welt gab ihm die grossartige Schaffenskraft bis zu seinem Ableben.
So öffnete er sich auch nach „oben“ bei seinen abendlichen Waldspaziergängen und vergass trotzdem nicht, jeweils einen Plastiksack mitzunehmen, um Abfälle einzusammeln und den Waldrand entlang seines Weges sauber zu halten!
Obwohl AG von früh bis spät stark engagiert war, hatte es auch Platz für Humor. Im Himmel haben sie viel Humor, liess er mich wissen. Er meinte, der Mensch, der keinen Humor habe, nehme sich selber viel zu wichtig...
Freizeit hatte AG wenig. Ferien gönnte er sich jedoch mehrmals im Jahr. Er brauchte diese Urlaubszeit, denn seine hoch konzentrierte Arbeitsweise hinterliessen Spuren der Erschöpfung. Er verbrachte diese Zeit in der stillen Natur mit Wandern, Schwimmen, Malen von Aquarellbildern, Dichten und Lesen.
Auch brauchte er den nötigen Abstand zu all seinen Projekten, um als Betrachter von aussen Klarheit und Übersicht über seine Werke bewahren zu können. Körper und Geist konnten sich in der stillen Natur erholen, ebenso wurde seine tiefe Verbundenheit zur geistigen Welt intensiviert, so dass er jeweils frisch gestärkt und voller Tatendrang wieder nach Hause zurückkehren konnte.
Aufsehen erregte AG Ende der 60er sowie Anfang der 70er Jahre mit den Veröffentlichungen über Teilhard de Chardin, ein französischer Jesuit, dessen Bestreben es war, Religion und Wissenschaft auszusöhnen.
Er pflegte persönliche Kontakte in Zürich zu starken Persönlichkeiten wie Leopold Szondi, Friedrich Weinreb, Walter Nigg und Walter Jonas.
Er wirkte auch mit beim Engadiner Kollegium (von Balthasar Stähelin 1970 ins Leben gerufen), das den interdisziplinären Gedankenaustausch über eine dem Menschen verpflichtete Wissenschaft ermöglichen sollte.
AG hinterlässt wertvolle und aufbauende Literatur, die vielen Menschen zu einem unbeschwerten und sinnvollen Leben verholfen haben und auch noch verhelfen werden.
Friedhof in Maur beim Greifensee, Schweiz