5 - Der Gast
Es klopfte an die Tür ganz sachte Ich fuhr auf Ich dachte: Der Wind? Ich lauschte gerade den Pflänzchen Die im Kränzchen In allerliebster Allüre Plauderten und Kicherten
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Da klopfte es wieder Ich ging zur Türe Da stand durchnässt und etwas verlegen Es hörte soeben auf Der Regen Gott
"Grüssgott" - sagte Er - "darf ich hinein?" Oh Gott! Du auch noch! Am liebsten: Nein! Ich muss noch die Wäsche bügeln Und wie sieht's hier aus! Dacht' ich
Er blickte mich freundlich an Und war schon im Haus "Ich störe... Ich weiss..." "Ja... oh nein! Hier ist noch Tee Er ist noch heiss! Und ein Stück Apfelkuchen Der Letzte"
Er setzte sich - der Schaukelstuhl ächzte Die Pflänzchen - nun lauschten sie gespannt Er blickte sich um - legte die Tasse aus der Hand: "Darf ich bleiben?" "Für die Nacht?" "Für immer!" "Oh nein! Ich hab doch nur dieses eine Zimmer!" Er lächelte schüchtern - senkte den Blick
"Ich... Ich hole das Bettzeug gleich! Hoffentlich ist die Couch nicht zu weich!" Er drückte die Couch mit den Fingern Zuckte die Achseln
Nun schläft Er Ich höre seinen ruhigen Atem Ich kann nicht schlafen Der Regen knabbert am einzigen Fensterladen
Die Kirchuhr schlägt: Eins - zwei - drei - vier Ich liege wach Ich denke: Er und ich Unter demselben Dach Im selben Raum
Und ich denke: Wir...
Alexander Gosztonyi, Juni 1989 |