Bereits während seiner Jugendzeit dichtete Alexander Gosztonyi mit Freude und Leidenschaft. Später übersetzte er ungarische Gedichte ins Deutsche. In seinen Gedichten kommt das sensible, humorvolle, traurige, sehnsüchtige, von Gott berührte Innenleben zutage. Vielleicht hat es ein Gedicht darunter, das Ihr Herz besonders berührt?! Oder vielleicht bringt eines davon Sie zum lächeln?

Die manchmal fast "sphärisch" anmutenden Aquarellbilder malte er während der Freizeit in der freien Natur.

5 - Der Gast

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Es klopfte an die Tür ganz sachte

Ich fuhr auf

Ich dachte:

Der Wind?

Ich lauschte gerade den Pflänzchen

Die im Kränzchen

In allerliebster Allüre

Plauderten und

Kicherten

 

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Da klopfte es wieder

Ich ging zur Türe

Da stand durchnässt und etwas verlegen

Es hörte soeben auf

Der Regen

Gott

 

"Grüssgott" - sagte Er - "darf ich hinein?"

Oh Gott! Du auch noch! Am liebsten: Nein!

Ich muss noch die Wäsche bügeln

Und wie sieht's hier aus!

Dacht' ich

 

Er blickte mich freundlich an

Und war schon im Haus

"Ich störe...

Ich weiss..."

"Ja... oh nein!

Hier ist noch Tee

Er ist noch heiss!

Und ein Stück Apfelkuchen

Der Letzte"

 

Er setzte sich - der Schaukelstuhl ächzte

Die Pflänzchen - nun lauschten sie gespannt

Er blickte sich um - legte die Tasse aus der Hand:

"Darf ich bleiben?"

"Für die Nacht?"

"Für immer!"

"Oh nein! Ich hab doch nur dieses eine Zimmer!"

Er lächelte schüchtern - senkte den Blick

 

"Ich...

Ich hole das Bettzeug gleich!

Hoffentlich ist die Couch nicht zu weich!"

Er drückte die Couch mit den Fingern

Zuckte die Achseln

 

Nun schläft Er

Ich höre seinen ruhigen Atem

Ich kann nicht schlafen

Der Regen knabbert am einzigen Fensterladen

 

Die Kirchuhr schlägt:

Eins - zwei - drei - vier

Ich liege wach

Ich denke:

Er und ich

Unter demselben Dach

Im selben Raum

 

Und ich denke:

Wir...

 

Alexander Gosztonyi, Juni 1989